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Die Macht der Worte

Ausgabe Nr. 107 |

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ oder „ein Blick sagt mehr als tausend Worte“, diese Sprichwörter aus dem Volksmund besagen ja eigentlich, dass Worte gar nicht so wichtig sind. Doch unsere Lippenbekenntnisse haben große Macht und Wirkung.

Versuchen wir es mit einem anderen Sprichwort: „Kleider machen Leute“, sagt man. Denn durch das äußere Erscheinungsbild lassen sich Rückschlüsse auf den Menschen herleiten. Aber auch Worte machen Leute. Unsere Sprache ist die Ausführung und Mitteilung unserer Gedanken.

Oftmals wählt man seine Worte ohne Bedacht und sie werden achtlos ausgesprochen. Doch ihre Macht wird uns im Alltag immer wieder bewusst. Worte können schmeicheln und aufbauen oder auch verletzen und kränken. Gesprochene Worte sind vergleichbar mit einer Tube Zahnpasta. Ist die Tube einmal ausgedrückt, ist es nicht mehr möglich den Inhalt zurückzuführen. Haben die Worte den Mund verlassen, sind sie nicht mehr zurückzuholen.

Nicht immer ist klar, was unsere Worte mit dem Gegenüber machen, was wirklich beim Empfänger ankommt. Das Kommunikationsmodell des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun zeigt anschaulich, wie wir kommunizieren und wie komplex unsere Kommunikation ist. Schulz von Thun beschreibt, dass das Senden und Empfangen einer Nachricht immer auf vier Wegen geschieht. Aus diesem Grund spricht man auch vom Vier-Ohren-Modell.

In der Kommunikation gibt es neben der Sach- und Beziehungsebene die Selbstoffenbarung und den Appell.

Jede Äußerung, die ein Mensch von sich gibt, enthält vier Botschaften gleichzeitig:

  • eine Sachinformation (worüber ich informiere)
  • eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe)
  • einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
  • einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte)

Wir können nicht „nicht kommunizieren“. Auch Schweigen ist eine Art von Kommunikation.

Ergänzt werden unsere Worte durch unsere Mimik und unsere Gesten. Da diese beim geschriebenen Wort fehlen, kommt es hierbei noch häufiger zu Missverständnissen. Wie gut, dass es heute in den digitalen Medien unzählige Emojis gibt, die unsere Nachricht oft gut ergänzen.